Zecken in Österreich – Lebensbedingungen und Lebensraum
Die in Österreich heimischen Zecken sind grundsätzlich auf Wiesen, in Laub- und Mischwäldern (v.a. am Waldrand und nahe den Lichtungen) zu finden. Aktive Zecken halten sich meistens im hohen Gras und im Gebüsch auf einer Höhe zwischen 30 und 50 Zentimeter auf.
Um von dort auf ihren Wirt zu gelangen, strecken die meisten Zecken ihre vorderen Beine aus und lassen sich im Vorbeigehen abstreifen. Manche Zeckenarten sind hingegen sog. Laufzecken und gehen aktiv auf ihren Wirt zu. Dass sie sich von Bäumen auf ihren Wirt fallen lassen, ist eine falsche Annahme.
Die in Österreich verbreiteten Zeckenarten bevorzugen eher milde und feuchte Temperaturen – ideal mit zwei bis drei Niederschlägen pro Woche. Ab sieben Grad werden die meisten Zecken aktiv. Als Hauptzeiten für Zecken gelten somit vorwiegend die Monate im Frühling und im Herbst, während sich die meisten bei starker Hitzeeinwirkung in den Sommermonaten unter kühle Laub- oder Krautschichten verkriechen. Sollten sich die Bedingungen ändern und das Wetter kühler und/oder regnerischer werden, steigert das das Aktivitätenlevel der Zecken im Sommer, wenn auch nur kurzfristig. Somit ist ausgenommen der kalten Wintermonate von einer ganzjährigen „Zeckenzeit” auszugehen.
Von Holzbock bis Riesenzecke – Zeckenarten in Österreich
Am weitesten ist der gemeine Holzbock in Österreich verbreitet und ist vor allem im Frühjahr und im Herbst aktiv. Die zwei bis vier Millimeter große Zecke hat einen braun-schwarzen Schild auf dem Rücken. Weibchen haben zudem eine sichelförmige Rötung auf dem Hinterleib. Der Holzbock ist auf keinen spezifischen Wirt spezialisiert und befällt neben Haustieren und Menschen viele Wildtierarten sowie Nicht-Säuger.
Die Igelzecke ähneln dem Holzbock, hat jedoch einen eher eckigen Schild. Sie ist in ganz Europa heimisch und über das ganze Jahr aktiv. Zu ihren bevorzugten Wirten gehören Fleischfresser wie Igel und Marder, aber auch Katzen und Hunde – Menschen sind Fehlwirte für die Igelzecke.
Die Auwaldzecke ist durch ein bunt marmoriertes Rückenschild zu erkennen. Diese Zeckenart ist besonders in kühleren Monaten (bereits ab drei Grad) und weniger im Sommer aktiv. Sie präferiert Kleinsäuger, Hunde sowie Wild- und Nutztiere als Wirt – Menschen sind Fehlwirte. Es ist umstritten, ob es sich bei ihr um eine Laufzecke handelt, die sich aktiv auf ihr „Opfer” zubewegt.
Die Schafzecke ähnelt der Auwaldzecke. Allerdings bevorzugt sie Sonne und warme Temperaturen und ist im Gegensatz zur Auwaldzecke überwiegend im Frühling und Spätsommer bis Anfang Herbst aktiv. Zu finden ist sie namensgetreu auf Schafweiden, allgemein auf Wiesen mit viel Sonnenlicht. Zu ihren bevorzugten Wirten zählen Schafe, aber auch Rinder, Pferde, Ziegen sowie Wild- und Haustiere.
Die braune Hundezecke ist rotbraun und an den gelbbraunen Beinen zu erkennen. Sie ist eigentlich in warmen Mittelmeerländern daheim, kommt aber immer wieder über Urlaubsreisenden oder über importierte Hunde nach Österreich. In freier Natur ist sie daher selten anzutreffen, kann sich jedoch in beheizten Räumen gut vermehren, was sie zu einem Problem für Tierheime und Urlaubsrückkehrer, vor allem mit Hund, macht. Hundezecken sind zudem Laufzecken, die aktive nach einem Wirt suchen.
Hyalomma oder sog. Riesenzecken können bis zu fünfmal so groß werden, wie der Holzbock. Hyalomma-Arten sind an trockenes und heißes Klima angepasst und haben wenig Überlebenschancen bei Kälte und Frost. In Österreich sind sie daher nicht heimisch und kommen nur selten vor (erstmals 2018), wenn sie etwa über Zugvögel eingeschleppt wurden. Durch den Klimawandel könnten sie sich in Zukunft allerdings zunehmend Regionen mit Wechselklima ansiedeln und in milden Wintern überleben. Hyalomma Zecken können nicht nur sehen, sondern gehen aktiv auf ihren Wirt zu.
Durch Zecken übertragene Krankheiten – FSME und Borreliose erkennen und behandeln
Mit einem Virus oder Bakterium befallene Zecken können durch ihren Stich diverse Krankheiten auf ihren Wirt übertragen.
Die Borreliose (o.a. Lyme-Krankheit) wird durch Bakterien ausgelöst und ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Österreich. Typisches Borreliose Symptom ist eine kreisförmige Hautrötung (sog. Wanderröte) um die Einstichstelle, die bis zu 30 Tagen nach dem Zeckenstich auftreten kann. Bleibt Borreliose unbehandelt, kann sie sich auf das Nervensystem und die Gelenke legen, was zu schmerzhaften Entzündungen und zur Arthritis führt.
Gegen Borreliose gibt es keine Vorsorgemaßnahmen wie eine Impfung. Allerdings kann Borreliose im Frühstadium noch gut mit Antibiotika behandelt werden, weshalb eine rasche Erkennung wichtig ist. Wird die frühzeitige Behandlung versäumt, verteilen sich die Borreliose Erreger im Körper. Treten nach sechs Monaten noch Symptome wie Muskel- oder Herz-Kreislauf-Beschwerden, Gelenkschmerzen, Hauterkrankungen oder Augenbeschwerden auf, spricht man vom chronischen Stadium der Lyme-Disease.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch das FSME-Virus, das über den Speichel einer Zecke in den menschlichen Körper gelangt, hervorgerufen. Bis zu 14 Tage nach dem Stich einer infektiösen Zecke können grippeartige Symptome auftreten. FSME kann das zentrale Nervensystem betreffen und Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Schwindel sowie Gehstörungen hervorrufen. Auch Lähmungen der Arme, Beine oder Gesichtsnerven sind möglich. In seltenen Fällen der Tod.
Die FSME kann lediglich symptomatisch, aber nicht ursächlich behandelt werden. Zur Vorbeugung einer Infektion gibt es die FSME-Impfung, die sich in der Vergangenheit als sicher und gut wirksam herausgestellt hat. Die FSME-Impfung wird generell allen Erwachsenen und Kindern ab sechs Jahren empfohlen. Vor allem wer in einem FSME-Risikogebiet lebt und sich sowohl kurz- als auch langfristig in einem solchen aufhält.
Weitere laut österreichischer Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) durch Zecken übertragbare, jedoch in Österreich seltener auftretende Krankheiten, sind Anaplasmose, Schildzecken-Rückfallfieber-Borreliose, Neoehrlichiose, Rickettsiose, Babesiose, Alpha-Gal Syndrom und Tularämie.
Zecken- und FSME-Risikogebiete in Österreich
In allen Bundesländern Österreichs gibt es Zecken. Laut AGES gab es vereinzelte Sichtungen in höheren Lagen von 1.500 Meter über dem Meeresspiegel.
Österreich zählt zu den mit am stärksten von FSME betroffenen Staaten in Europa. FSME kommt wie Zecken selbst in allen Bundesländern Österreichs vor, einige Regionen sind besonders stark von FSME betroffen. So etwa der gesamte Donauraum, das Burgenland und große Teile der Steiermark. Die höchste Konzentration besteht in Oberösterreich entlang der Donau zwischen Linz und der Grenze zu Deutschland. Ebenfalls stark betroffen sind die Wachau, St. Pölten und von Wien bis zur slowakischen Grenze.
Zeckenstich vorbeugen
Freie Körperflächen – teils auch unter der Kleidung mit Insektenschutz einsprühen. Schutz nach ein paar Stunden (spätestens fünf) erneuern.
Kleidung ebenfalls mit speziellem Insektenschutz einsprühen.
Generell im hohen Gras lange Kleidung tragen. Auf hellen Kleidungsstücken sieht man Zecken besonders gut.
Die Kleidung und den gesamten Körper schnellstmöglich nach Zecken absuchen. Zecken mögen warme und feuchte Hautpartien wie Kniekehlen, Leisten, Innenseite der Oberschenkel, Gesäß, Hals, Nacken, Achseln. Auch die Kopfhaut sollte abgesucht werden – v.a. bei Kindern.
Haustiere wie Hunde oder Katzen regelmäßig auf Zecken absuchen.
Zeckenstich behandeln
Zecken entfernen:
Zecken sollten nach ihrer Entdeckung schnellstmöglich entfernt werden. Für die Entfernung von Zecken eignet sich eine feine Pinzette oder spezielle Zeckenzangen. Die Zecke sollte möglichst nah an der Haut gegriffen werden, um sie nicht zu quetschen oder den Unterkörper vom Kopf zu reißen. Die Pinzette oder Zange langsam und mit kontinuierlichem Zug drehen, bis die Zecke von der Haut gelöst ist. Auf keinen Fall ruckartig agieren. Gegebenenfalls sollte die Entfernung eine andere Person übernehmen. Danach die Einstichstelle desinfizieren.
Einstichstelle kontrollieren:
Das Datum am besten im Kalender markieren und die Haut um die Einstichstelle für die nächsten drei Wochen auf Rötungen hin kontrollieren. Nicht jede Rötung muss eine Infektion bedeuten, sollte jedoch von einem Arzt kontrolliert werden.
Treten in den zwei Wochen nach dem Zeckenstich grippeartige Symptome auf, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden, da dies typische Krankheitsanzeichen für Borreliose oder FSME sind.