Das österreichische Gesundheitssystem zählt zu den besten im internationalen Vergleich. Um die flächendeckende Versorgung im ganzen Land weiter auszubauen und gleichzeitig Kosten einzusparen, wurde im Jahr 2023 hartnäckig über eine große Gesundheitsreform verhandelt. Diese steht dabei im Mittelpunkt des Finanzausgleich 2023.

Das soll sich durch die Gesundheitsreform im Gesundheitssystem Österreich ändern

Mithilfe der Gesundheitsreform soll eine möglichst effiziente und gute Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Österreich sichergestellt werden. Nach langen Verhandlungen wurden sechs Kernpunkte herausgearbeitet, die im Folgenden anhand der Angaben des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz erläutert werden.

  1. Stärkung des niedergelassenen Bereichs
  2. Strukturreformen in Spitälern
  3. Ausbau digitaler Angebote
  4. Gesundheitsförderung und Vorsorge
  5. Impfprogramme
  6. Medikamentenversorgung

Gesundheitsreform Österreich: Niedergelassenen Bereich stärken

Ein Problem für das Gesundheitssystems in Österreich ist, dass immer weniger Ärzte im öffentlichen Bereich arbeiten. Viele Kassenstellen bleiben dadurch unbesetzt, was für die Patienten längere Wartezeiten auf Termine und im Wartezimmer bedeutet.

Um die langen Wartezeiten bei überlasteten Kassenärzten zu umgehen, lassen sich einige Patienten von Wahlärzten behandeln, wo sie einen Teil der Behandlungskosten selbst tragen müssen, oder sie gehen in eine Privatarztpraxis, wo sie die Kosten vollständig tragen. Am Abend, Wochenende sowie feiertags weichen viele Patienten auf die Ambulanzen der Spitäler aus. Die Versorgung im Spital ist mit am teuersten, was wiederum zu Lasten des Gesundheitssystems geht.

Viele Behandlungen können bei niedergelassenen Kassenärzten nicht nur besser, sondern auch günstiger erbracht werden. Nicht nur für den privaten Geldbeutel, sondern auch für das Gesundheitssystem. Der demografische Wandel zwingt den Staat nun zum Handeln, um den niedergelassenen Ärztebereich zu stärken und somit die günstigere, flächendeckende Versorgung durch Kassenärzte zu gewährleisten.

Die in der Gesundheitsreform Österreich geplanten Maßnahmen sehen folglich vor, mehrere hundert zusätzlichen Kassenstellen zu schaffen. Dadurch können auch häufiger Notdienste von den Arztpraxen übernommen werden, was die Notfallambulanzen der Spitäler entlasten soll.

Mehr Primärversorgungszentren in ganz Österreich schaffen

Zusätzlich soll die Anzahl der Primärversorgungszentren in Österreich verdreifacht werden. Diese regionalen Gesundheitszentren ergänzen den niedergelassenen Bereich, indem sie ein breites medizinisches Feld abdecken. Bestehend aus Allgemeinmedizinern, Kinderärzten und weitere Gesundheitsberufe wie Physiotherapeuten und Hebammen. Für die Patienten bedeutet das eine schnellere Terminvergabe und für die Ärzte ein interdisziplinäres Arbeitsumfeld.

Mithilfe eines vereinfachten Vergabeverfahrens für Gruppenpraxen sowie eine erleichterte Zulassung selbstständiger Ambulatorien sollen ebenfalls mehr Medizinier in Regionen gelockt werden, in denen die medizinische Versorgung lückenhaft ist.

Weiterer Bestandteil der Gesundheitsreform Österreich, wodurch der niedergelassene Bereich gestärkt werden soll, ist die österreichweite Vereinheitlichung des Gesamtvertrags. Dieser regelt, welche Leistungen (und in welcher Höhe) von Ärzten und allgemein von medizinischen Berufen an die Sozialversicherung verrechnet werden können. Zudem werden in den Leistungskatalog für Arztpraxen auch Behandlungen aufgenommen, die derzeit nur in der Spitalambulanz erbracht werden.

Gesundheitsziele Österreich: Strukturreform in Spitälern

Spitäler haben hervorragend ausgebaute Infrastruktur an Behandlungsmöglichkeiten für verschiedene Fachbereiche, um unterschiedliche Erkrankungen und Verletzungen zu behandeln. Daher zählen Spitäler zu den teuersten Faktoren im Gesundheitssystem Österreich. Wenn Patienten mit leichten Beschwerden (anstelle schwerer Erkrankungen) die Ambulanzen aufsuchen, wirkt sich das nicht nur auf die steigende Arbeitsbelastung des Klinikpersonal aus, sondern hat finanzielle Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung.

Mithilfe der Strukturreform in den Spitälern sollen spezialisierte Fachambulanzen weiter ausgebaut und zusätzlich mehr Tageskliniken geschaffen werden. In den Fachambulanzen werden dann spezifische Krankheitsbilder gezielt behandelt. Die Tageskliniken entlasten den Krankenhausbetrieb dahingehend, dass die Patienten ihre anspruchsvolle und klinikgerechte Behandlung erhalten, aber nicht stationär aufgenommen werden müssen. Das hat nicht nur finanzielle Vorteile, sondern entlastet auch das Pflegefachpersonal auf Station und in den Nachtdiensten.

Digitalisierung des Gesundheitssystems Österreich

Die Gesundheitsreform in Österreich steht ganz unter der Devise: Digital vor ambulant vor stationär. Demnach soll das digitale Angebot für Patienten erweitert werden. Der Staat erhofft sich dadurch nicht nur eine verringerte Wartezeit und somit schnellere Behandlungen, sondern auch eine Entlastung der Gesundheitseinrichtungen und gleichzeitige Kosteneinsparung.

Durch die Nutzung von Gesundheitsapps können Patienten bereits aktiv Erkrankungen vorbeugen oder den Alltag mit ihrer Erkrankung etwas leichter gestalten und strukturieren (z.B. Ernährungs-Apps für Diabetiker).

Die Gesundheitshotline 1450 wird weiter ausgebaut, sodass mithilfe der Telemedizin auch eine Videoberatung möglich ist, eine verbesserte erste Gesundheitsberatung durchgeführt werden kann und Patienten gemäß ihren Symptomen an den richtigen Arzt oder ins Spital verweisen werden.

Die verpflichtende Nutzung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) für niedergelassene Ärzte ermöglicht einheitliche digitale Patientenakten und vereinfacht den Austausch behandlungsrelevanter Informationen unter den behandelnden Ärzten. Auch Wahlärzte werden an die E-Card und somit auch an ELGA angebunden.

Gesundheitsförderung und Vorsorge als Gesundheitsziele in Österreich

Durch die Förderung verschiedener Projekte sollen die Menschen in Österreich Unterstützung in ihrer gesünderen Lebensweise erhalten. Ziel ist es den Durchschnitt der Gesundheitsjahre der Österreicher zu erhöhen. Dadurch werden schweren Erkrankungen vorgebeugt und das Gesundheitssystem präventiv entlastet.

Die Maßnahmen für Gesundheitsförderung und Vorsorge der österreichischen Gesundheitsreform umfassen jedoch auch Programme und Hilfsangebote für schwangere Frauen und junge Familien.

Impfprogramme in der Gesundheitsreform Österreich

Während wichtige Impfungen für Kinder in Österreich bereits kostenlos sind, müssen Erwachsene viele Impfungen selbst bezahlen, was sich auch in der niedrigen Durchimpfungsrate spiegelt. Das Impfangebot für Erwachsene soll daher schrittweise erweitert werden. Für manche Impfungen bleibt ein geringer Eigenanteil bestehen, andere wiederum sollen vollends kostenlos angeboten werden. Genaue Details sind noch nicht festgelegt. Ziel ist es, schweren Erkrankungen oder Krankheitsverläufen vorzubeugen und somit das Gesundheitssystem in Österreich zu entlasten.

Medikamentenversorgung im Gesundheitssystem Österreich

Die Medikamentenversorgung im österreichischen Gesundheitssystem war bereits vor der Gesundheitsreform Gegenstand politischer Diskussionen zur Versorgungssicherheit. Durch eine Konzentration der Produktion in China und Indien ist die Sicherheit der Medikamentenversorgung auch ein europaweites Anliegen.

Mit der Gesundheitsreform soll in Österreich zumindest eine einheitliche Verhandlungsstrategie mit der Pharmaindustrie geschaffen werden. Während die Spitalträger derzeit noch einzeln mit den Herstellern über neue und kostspielige Präparate verhandeln, soll durch die Gesundheitsreform ein unabhängiges Bewertungsboard geschaffen werden, das die neuen Medikamente vor dem Kauf überprüft und Empfehlungen ausspricht.

Das bedeutet die Gesundheitsreform in Österreich für die Pflege

Mit dem Pflegereformpaket 2022 und 2023 wurden bereits finanzielle und strukturelle Verbesserung für Pflegefachkräfte und pflegende Angehörige in die Wege geleitet. Im Rahmen des Finanzausgleichs sollen bereits beschlossenen Maßnahmen aus der Pflegereform langfristig abgesichert werden.

Die in den Pflegereformen auf ursprünglich zwei Jahre beschlossenen und durch den Finanzausgleich nun für die nächsten fünf Jahre abgesicherten Maßnahmen sind unter anderem deutliche Gehaltserhöhungen für Pflegefachkräfte, ein Ausbildungszuschuss von 600 Euro für Lehrlinge in der Pflege sowie Förderung der 24-Stunden-Betreuung.

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