Oberstes Ziel als Pflegekraft ist die Genesung der Patienten und das Wohlergehen von Pflegebedürftigen. So sehr man sich als Pflegekraft im Krankenhaus bemüht – oftmals besiegt auch die Krankheit einen Patienten. Auch als Altenpfleger ist der Tod ein fester Bestandteil der Arbeit. Man begleitet die Bewohner des Seniorenheims in ihrem Lebensabend, lernt diese kennen und muss sich letztendlich immer von ihnen verabschieden. 

Egal ob die Begleitung der Angehörigen in ihrer Trauer oder auch die eigene Trauerbewältigung über den Tod eines lieb gewonnenen Patienten oder Pflegebedürftigen – die verschiedenen Trauerphasen stellen Pflegekräfte vor Herausforderungen. Im Folgenden werden Ratschläge zur Trauerbewältigung für Pflegefachkräfte aufgeführt. 

Trauerarbeit mit Angehörigen – Kommunikation und Umgang im Trauerfall 

Nicht nur Familienangehörige und Freunde, auch Zimmergenossen oder Mitbewohner sind oftmals schwer vom Ableben einer Person getroffen. Für Pflegekräfte beginnt dann die Trauerarbeit, um den Hinterbliebenen bei der Trauerbewältigung zu helfen. 

Da sein und Nähe zeigen: Zwar sollten Pflegekräfte zu ihrem eigenen Schutz eine gewisse Distanz wahren, dennoch ist es wichtig den Hinterbliebenen ihr Beileid zu bekunden und deutlich zu machen, dass sie mit ihnen fühlen. Auf plumpe Floskeln wie „Wird schon wieder”, „Die Zeit heilt alle Wunden” oder „Mein Beileid” sollten sie allerdings verzichten. 

Weniger ist oft mehr. Die Hand auf die Schulter legen oder die Hand zu halten drückt viel mehr aus, als es Worte in einem solchen Fall oftmals können. Der trauernden Person durch solche nonverbalen Gesten zu symbolisieren, dass man für sie da ist, hilft in dieser Trauerphase am meisten. 

Aktiv zuhören: Ein offenes Ohr für die Angehörigen zu haben ist der Großteil der Trauerarbeit, den Pflegekräfte in der schweren Zeit leisten können. Es bedarf nicht vieler Worte, um Anteilnahme zu zeigen und Empathie zu signalisieren. 

Emotionen Raum geben: Jeder reagiert in der Trauer anders. Während manche weinen, macht sich bei anderen in der Trauerbewältigung Wut breit. Natürlich sollte Aggression nicht toleriert werden, aber es ist wichtig auf jede Emotion mit Verständnis zu reagieren und ihr Raum zu lassen. Der Versuch von der Trauer abzulenken ist meist kontraproduktiv. Vielmehr sollte den Trauernden Zeit gegeben werden, bis die hochemotionale Trauerphase abklingt. 

Verabschiedung ermöglichen: Trauer braucht seine Zeit und endet nicht urplötzlich. Ein konkreter Moment des Abschieds kann jedoch bei der Trauerbewältigung helfen. Die Vorstellung, zu einem geliebten Verstorbenen ins Zimmer zu gehen und sich persönlich und in Ruhe zu verabschieden, mag für viele unerträglich erscheinen. Dennoch kann es helfen, in der Trauerphase Akzeptanz und Frieden mit der Situation zu finden. Dieser letzte gemeinsame Moment mit einem geliebten Menschen hilft vielen beim Loslassen und lässt Frieden bei bestehenden Konflikten einkehren. Teil der Trauerarbeit von Pflegekräften ist es auch, zögernde Angehörige zu ermutigen, den Schritt ins Zimmer zu machen, um sich in friedlicher Atmosphäre vom Verstorbenen zu verabschieden. 

Die eigene Trauerbewältigung: Umgang mit dem Tod und der Trauer in der Pflege 

Der Tod mag ein ständiger Begleiter im Pflegeberuf sein, vielen Pflegekräften fällt die Trauerarbeit dennoch nicht leicht. Pflegefachkräfte sind sozial veranlagt, zutiefst empathische Menschen und stehen im engen Kontakt mit ihren Patienten, Bewohnern und deren Angehörigen. Es ist nicht verwunderlich, dass einzelne Todesfälle – egal ob langjährige Heimbewohner, sympathische Patienten oder schwere Schicksalsschläge, die an die eigene Familie oder gar das eigene Kind erinnern – der ein oder anderen Pflegekraft einmal näher gehen und diese belasten. Ein Teil der professionellen Trauerarbeit ist dann auch die eigene Trauerbewältigung. 

Trauer akzeptieren: Ähnlich wie bei den Angehörigen empfiehlt es sich, die eigene Trauer zu akzeptieren und nicht zu unterdrücken. Andernfalls ist es sehr wahrscheinlich, dass einen diese zu einem späteren Zeitpunkt einholt oder sonst zur Abstumpfung beiträgt. Pflegekräfte sollten daher auch sich selbst den Raum für Trauer eingestehen. 

Zeit nehmen: Während der Trauerphase empfiehlt es sich auch für Pflegekräfte ausreichend Zeit einzuräumen. Anders als Ablenkung, hilft es eine Distanz zur Trauerarbeit zu schaffen. Lange Spaziergänge oder Sport helfen beim Ordnen von Gedanken. Zeit mit der eigenen Familie und Freunden zu verbringen oder sich selbst etwas Gutes zu tun, kann dabei helfen, sich wieder auf die positiven Dinge und auf das eigene Privatleben zu konzentrieren. 

Offener Umgang: Weil sich bei der professionellen Trauerarbeit viele Pflegekräfte vor den Angehörigen oft beherrschen müssen, ist der offene Umgang unter Kollegen umso wichtiger. Mit anderen Pflegekräften zu sprechen und sich von ihnen Tipps für die Bewältigung zu holen, kann bei der eigenen Trauerbewältigung helfen.  

Professionelle Hilfe: Sollte alles nichts helfen und der Tod eines Patienten oder Bewohners zu sehr belasten, sollten auch Pflegekräfte nicht vor professionelle Hilfe zurückschrecken. Bietet der Arbeitgeber hierzu keine Möglichkeiten, können sich trauernde Pflegekräfte vielerorts Unterstützung suchen. Weitere Informationen gibt es hier. 

Trauerarbeit für Pflegekräfte – der Umgang mit Verstorbenen 

Ein routinierter Umgang mit dem Tod kann helfen, die eigenen Trauerphasen besser zu durchlaufen. Für Pflegekräfte ist der respektvolle Umgang mit den Verstorbenen nicht nur Teil der professionellen Trauerarbeit. Routinierte Arbeitsabläufe können auch bei der eigenen Trauerbewältigung helfen. 

Grundsätzlich erfährt die verstorbene Person den gleichen Respekt wie zu Lebzeiten. Für Pflegekräfte ist die Vorbereitung des Toten auf dessen letzte Reise die Möglichkeit, selbst noch einmal Abschied zu nehmen. Das Entfernen von Ableitungen, ein letztes Mal Waschen oder das Zurechtlegen für die Angehörigen kann hierbei helfen. 

Für Pflegekräfte ist auch die Achtung des letzten Wunsches einer verstorbenen Person, sollte sie diese noch zu Lebzeiten geäußert haben, entscheidend. Oftmals sind sie die letzten Bezugspersonen, die diese gehört oder direkt mit dem Verstorbenen besprochen haben. 

Abschließend zur Trauerarbeit für Pflegekräfte 

Pflegekräfte haben im Zuge der Trauerarbeit die Aufgabe, Angehörigen von Verstorbenen bei der Trauerbewältigung und dem Durchlaufen der verschiedenen Trauerphasen beizustehen. Allerdings ist es auch ratsam eine gewisse emotionale Distanz zu wahren und sich nicht zu sehr vom jeweiligen Schicksal vereinnahmen zu lassen.  

Es ist ein schmaler Grat für Pflegekräfte die passende Balance hierfür zu finden. Arbeitserfahrungen und ein routinierter Umgang mit dem Tod und der Trauer können dabei helfen. Dennoch sind auch Pflegekräfte manchmal von der Trauer direkt betroffen, wenn die emotionale Bindung zum Patienten im Rahmen der Pflege und Versorgung stark war. In diesem Fall müssen sich Pflegekräfte auch selbst den Raum für die eigene Trauerbewältigung eingestehen und notfalls Unterstützung von Kollegen holen. 

Weitere interessante Beiträge